Haben Sie schon einmal eine Orgel von innen gesehen? Diese Gelegenheit bietet sich selten genug. Aber während des Spielbetriebs ist es praktisch unmöglich, denn die windführenden Kanäle müssen ja luftdicht abgeschlossen sein, was wiederum den Blick ins Innerste verhindert. Anders ist es bei dem Funktionsmodell, das Orgelbaumeister Udo Feopentow nach Eitzendorf brachte. Er hat die Eitzendorfer Orgel von Grund auf renoviert und dabei wieder ihrem klanglichen Ursprung nahegebracht. Und er zeigte am 14.Oktober, wie solch ein Wunderwerk der Technik funktioniert. Dabei war an seinem Modell genau zu verfolgen, was sich üblicherweise hinter den Kulissen einer Orgel abspielt. Welche Bewegungen löst ein einfacher Tastendruck aus? Wie kommt die Luft überhaupt in die Orgelpfeife? Und warum entsteht dann ein Ton? - Es war keine Schulstunde sondern spannende Unterhaltung mit Lerneffekt! Der Orgelbau beschäftigt sich aber nicht nur mit der Physik der Tonerzeugung oder der Mechanik einer Klaviatur. Es geht immer um ein Gesamtwerk, das sich architektonisch in den Raum einfügen muss; und schließlich ist da die Philosophie, die klanglich verfolgt werden soll. |
waren die Klangvorstellungen stark vom Orchester geprägt. Es wurden besonders Klangfarben in Mittellage bevorzugt, die sich stark in der Bauweise unterscheiden. In den 1960er-Jahren wurde diese Philosophie vielerorts in Frage gestellt und Instrumente entsprechend umgebaut und mit schärferen Klängen in hoher Lage versehen. Doch zeigte sich bald, dass diese Eingriffe sich nicht in das ursprüngliche Konzept einfügten und den Instrumenten auch nicht den erhofften "neuen Wind" brachten. Vielmehr entstanden weitgehend enttäuschende Kompro- misse, die mittlerweile wieder vielfach rückgängig gemacht werden. Genau dies ist auch in Eitzendorf geschehen. Auswüchse eines fragwürdigen Zeitgeschmacks wurden im Rahmen einer umfassenden Renovierung rückgängig gemacht und das ursprüngliche Klangkonzept wieder hergestellt. Die Gemeinde kann man zu dieser Entscheidung nur beglückwünschen. Sie hat nun wieder eine Orgel, die man getrost als Vorzeigeinstrument bezeichnen kann. Deshalb fand folgerichtig das Abschlusskonzert des Projekts "Orgelschätze" an diesem "neuen" historischen Instrument statt. |